Hadamar von innen (3): Elisabeth Schöndorf

Nur einmal vernommen, und dann von wenig wohlwollenden Beamten: Das Zeugnis von Elisabeth Schöndorf ist sprachlich dominiert vom Protokollstil, gerahmt von einem Denunziationsschreiben und bietet trotzdem einer der wenigen Einblicke in jene Räume am Ende des östlichen Gebäudeflügels der Anstalt Hadamar, in denen Ende 1944 vor allem polnische und sowjetische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen umgebracht wurden.

Die Befreiung der Zwangssterilisierten

Menschen einem Verfahren zu unterziehen, an dessen Ende die
Staatsgewalt sie auf den OP-Tisch zwingt und einem chirurgischen Eingriff unterzieht, ist ein doppelter Gewaltakt, denn mit dem Schnitt in den Unterleib geht ein Unwerturteil einher. Der Eingriff war nicht nur möglich, er wurde auch in den Stand der Rechtmäßigkeit erhoben, er galt als gerechtfertigt.